Phänologischer Rückblick für das vergangene Jahr 2022

Das phänologische Jahr 2022 reiht sich in die Serie von Jahren mit frühem Vegetationsbeginn und verspätetem Ende der Vegetationsperiode. Die durchschnittlichen Temperaturverhältnisse des März verringerten den etwa zweiwöchigen Vorsprung der Phänologie durch den warmen Februar auf eine Woche. Der Blühbeginn von Forsythie und Buschwindröschen bewegten sich im Durchschnitt (1991 – 2020), die Marille begann einen Woche früher zu blühen.

Mitte April führte die Apfelblüte die Phänologie vom Erstfrühling in den Vollfrühling. Der massive Kaltlufteinbruch während des ersten Aprilwochenendes verringerte den einwöchigen Vorsprung der Phänologie vom März noch weiter. Blühbeginn und Laubaustrieb zeigten nur mehr wenig Vorsprung oder lagen etwa im Schnitt der letzten Jahre (1991 – 2020). Im Laufe des Mai wechselte die Vegetation in den phänologischen Frühsommer. Zu den entsprechenden Zeigerpflanzen und -phasen gehören der Blühbeginn des Schwarzen Holunders, der Gräser, der Robinie und der Pfingstrosen. Die Eintrittszeiten passten sehr gut in den Durchschnitt von 1991- 2020 und damit eine Woche vor der Klimanormalperiode von 1961 – 1990.

Nach dem kühlen April trieben die hohen Temperaturen im Mai und Juni die Pflanzenentwicklung voran. Die Blüte der Sommer- und Winterlinde in der ersten Monatshälfte leiteten den phänologischen Hochsommer ein. Die Blütezeit bewegte sich im Bereich des Durchschnitts der warmen Periode von 1991-2020 und mehr als eine Woche früher als im Zeitraum 1961 – 1990.

Rote Johannisbeeren und Kirschen reiften etwa im Schnitt von 1991 – 2020. Die sommerlichen Fruchtreifephasen unseres phänologischen Beobachtungsprogrammes spiegelten die hohen Temperaturen von Juni bis August. Das mittlere Datum der Fruchtreife der Marillen fiel heuer auf den 3. Juli und das des Schwarzen Holunders auf den 2. August. Damit passten die heurigen Eintrittsdaten zu den warmen Sommern der letzten 20 bis 30 Jahre.

Nicht nur die Kastanienminiermotte hatte den Kastanien zugesetzt, sondern auch Hitze und Trockenheit. Braungefärbte Blätter im Juli und August haben nichts mit einem vorgezogenen Herbst zu tun, sondern mit Schädlingen und Trockenstress. Ganz im Gegenteil, die herbstliche Laubverfärbung setzte heuer in Übereinstimmung mit dem Trend der letzten Jahre eine Woche verspätet ein (1991 – 2020).

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