Pflanzenentwicklung als Messinstrument

Bio-Messinstrument

Die Phänologie, die Lehre oder Kunde von den Erscheinungen, befasst sich mit dem Ablauf der Pflanzenentwicklung und den wechselnden Erscheinungen in der Tierwelt in Abhängigkeit von der jahreszeitlichen Witterung.

In den phänologischen Daten kommt der Gesamtkomplex der Umwelteinflüsse zum Ausdruck. Die Pflanze wirkt als integrierendes Messinstrument für eine Vielzahl von Umweltfaktoren wie Witterung im vergangenen und aktuellen Vegetationsjahr aber auch Boden, Konkurrenz und genetische Veranlagung spielen eine Rolle.

In einem Langzeitversuch der Internationalen Phänologischen Pflanzgärten (IPG) wird getestet, inwiefern die Gene der Pflanze bei der Phänologie eine Rolle spielen. Klingt interessant?
Wie die ZAMG da mitarbeitet könnt ihr hier nachlesen.

Einflüsse von allen Seiten

Pflanzen reagieren auf die Temperatur

Analysiert man den zeitlichen Verlauf von phänologischen Beobachtungsdaten wird vor allem bei den Frühjahrsphasen in den mittleren und höheren Breiten die große Bedeutung der Lufttemperatur als Einflussfaktor deutlich, sowohl bei den kurzfristigen Schwankungen als auch bei langanhaltenden Trends. So ist die Phänologie ein idealer Bio-Indikator für allmähliche Änderungen des Klimas, da er von einem breiten naturinteressierten Publikum leicht verstanden wird und positive wie negative ökologische Auswirkungen des Klimawandels aufzeigt.

Verschiebung der Jahreszeiten

Da die Pflanzen so verlässlich auf die Temperatur reagieren, kann die Veränderung des Klimas mithilfe phänologischer Beobachtungen nachvollzogen werden. Mit steigenden Temperaturen treiben die Pflanzen auch früher aus. Für Aussagen zum Klima können keine Einzelereignisse, also die Beobachtungsdaten von einzelnen Jahren, herangezogen werden, weshalb wir für die Darstellung in der Doppelten Phänologischen Uhr die für Klimaauswertungen üblichen Mittelwerte über dreißig Jahre herangezogen haben.

Man kann deutlich sehen, dass der Frühling früher beginnt und auch schneller vorbei ist. Der Sommer beginnt auch früher und ist auch ein bisschen länger geworden. Der Herbst der hauptsächlich von Fruchtreifen und Blattfall charakterisiert wird, beginnt auch früher, wird aber nur unwesentlich länger, da die Laubfärbung nicht von der Temperatur sondern von der Tagesläge abhängig ist.

 

Das klingt spannend und Sie wollen den Klimawandel genau untersuchen?

Helfen Sie uns mit Ihren Beobachtungen!

Pflanzen, Tiere und Klimawandel

Pflanzen sind empfindliche Messinstrumente der lokalen Atmosphäre. Eine Temperaturzunahme um 1 °C im Frühjahr bedingt ein um ca. 1 Woche früheres Einsetzen von Frühlingsphasen wie die Blüte der Hasel oder der Kirsche. Damit werden die Auswirkungen des globalen Temperaturanstiegs – in den letzten 100 Jahren im Jahresmittel weltweit um 0,2 °C bis 0,6 °C , im Alpenraum um etwa 1,2 °C - auch für einen Laien direkt erfahrbar und begreifbar.

Lange phänologische Beobachtungsreihen zeigen, dass Pflanzen durchaus auf diese gering scheinenden Veränderungen ihrer atmosphärischen Umwelt vor allem in mittleren und höheren Breiten der nördlichen Hemisphäre deutlich reagieren. In den letzten 50 Jahren verfrühte sich die Blattentfaltung und Blüte von Frühjahrsblühern um 1,4 bis 3,1 Tage pro Jahrzehnt bzw. um 1,2 bis 2,0 Tage pro Dekade in Nordamerika.

Beim Verhalten der Tiere ist der Zusammenhang bzw. die Abhängigkeit vom Wetter/Klima nicht so eindeutig bestimmbar, da hier auch verschiedene andere Aspekte eine Rolle spielen und Tiere zudem mobiler sind als Pflanzen, es lässt sich jedoch vor allem in Westeuropa ein früheres Brüten von einigen Vogelarten und ein früheres Auftauchen von Zugvögeln nachweisen.

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