Herbstbeobachtung – keine leichte Aufgabe

Blattfärbung und Blattfall sollten zu jeweils 50 % eingetreten sein. Eine klare Definition, doch die Natur macht es uns nicht so einfach. Eine kurze Zusammenschau was dieses Jahr besonders ist und wie das richtige Eintrittsdatum erhoben wird.

Jedes Jahr im Herbst erwarten uns Phänologen Blattfärbung und Blattfall. Beide Entwicklungsphasen sollten jeweils an 50 % der Blätter abzulesen also eingetreten sein. Dafür ist es wichtig sich die Pflanze im Zustand der vollständigen Belaubung gut einzuprägen oder auch zu fotografieren, damit man den Istzustand damit vergleichen kann. Verfärbungen der Blätter oder Blattfall auf Grund von Trockenheit oder Blattkrankheiten (z.B. Miniermotte bei der Rosskastanie) gelten nicht als herbstliche Phasen! Die Meldung derartiger Erscheinungen ist wichtig und wertvoll, diese müssen aber als solche gekennzeichnet werden.

Es ist bekannt, dass die Abfolge der herbstlichen Phasen, wenn man mehrere Individuen einer einzigen Art gleichzeitig beobachtet, sehr unterschiedlich verlaufen kann. Manche färben ihre Blätter gar nicht und werfen diese grün ab, wieder andere werden nur zum Teil bunt.

Auf Grund der guten Wasserversorgung und der sehr hohen Herbsttemperaturen ist die Abfolge der herbstlichen Phasen im heurigen Jahr außergewöhnlich und die Eintrittszeiten um etwa 2 Wochen nach hinten verschoben (siehe Artikel beim ORF Salzburg). Apfelbäume sind beispielsweise offenbar je nach Sorte verschieden entweder verfärbt, größtenteils schon kahl oder noch ganz grün. Buchen im Wald erreichen 50 % Blattfall mit noch grünen Blättern in der Krone. Es ist gut, das zu beobachten und gegebenenfalls zu notieren oder in einer zusätzlichen Meldung in der Naturkalender-App zu dokumentieren.

Wie genau diese Verschmelzung der Herbstphasen (Laubverfärbung und Laubfall) entsteht und wie sich das in Zukunft verhalten wird, ist noch unklar. Es ist aber zu erwarten, dass wir bei warmen Herbsten auch in Zukunft mit ausgeprägter Laubfärbung bis spät ins Jahr rechnen können. Eine Studie über die zugrundeliegenden Mechanismen finden sie hier. (Englisch).

So wird das richtige Beobachtungsdatum erhoben:

Grundsätzlich gilt in der Phänologie, dass immer die gleiche Pflanze einer Art beobachtet werden sollte. So gesehen kann es erst einmal egal sein, was die anderen Pflanzen machen.

Wenn Pflanzen im Bestand beobachtet werden, wie zum Beispiel die Heidelbeere, dann sollte dort wie üblich ein Durchschnittswert über mehrere Pflanzen geschätzt werden.

Wenn die Blattfärbung nicht eintritt, weil die Blätter sehr lang grün auf der Pflanze verbleiben und dann abfallen, wird diese nicht eingetragen. Der Blattfall kann aber erhoben werden.

Wenn Blätter nur eine zarte Verfärbung aufweisen, so gilt dies als Blattfärbung und kann nach den üblichen Regeln (50 % aller Blätter) erhoben werden.

Wenn eine Phase nicht eintritt, weil die Blätter schon frühzeitig, zum Beispiel aufgrund von Trockenheit abgefallen sind, wird diese nicht eingetragen.

Wenn schon zeitig im Jahr größere Mengen an Blättern oder Kurztrieben abgefallen sind, zählt das nicht zur herbstlichen Blattfärbung und wird nicht als solche erhoben. Über eine Notiz oder zusätzliche Beobachtung als „andere Phase“ in der Naturkalender-App freuen wir uns!

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